Mit der Bangka an das Ende der Welt
Ab Callao fahren Holzkähne - sogenannte Bangkas - mit
Außenborder im Linienverkehr den Pinacanauan River hinauf,
um entlegene Dörfer in der Sierra Madre zu versorgen, die
anders nicht erreicht werden können. Schon immer wollte ich mit einem dieser Bangkas den Fluss hinauf bis zur
"Endstation" fahren.
Wir gingen zum Chef der Bootsleute.
"Welcher Ort liegt denn am weitesten weg, und wie lange
braucht man bis dahin?"
"Lapit", lautete die Antwort, "aber soweit
fahren wir nur einmal die Woche. Und die Fahrt dauert
einfach etwa vier Stunden."
"Was müssen wir denn zahlen, wenn wir den Kahn bis
Lapit und zurück komplett mieten ?"
"Capacity!" sagte er, also den selben Betrag, den eine Fahrt
mit vollbesetztem Boot, 25 Passagiere, einbringt. Wir
einigten uns schließlich auf etwas unter 1500 Peso,
immerhin stolze 25 Euro, und fanden das erst mal eigentlich
zu teuer.
Der Bootsmann ging weg und kehrte drauf mit drei weiteren
Männern zurück. Zwei schleppten eine Kiste mit
Colaflaschen, in denen sich eine altrosafarbene Flüssigkeit
befand. Das Filipinos sich immer paar Freunde mitnehmen, das
kannte ich, aber eine Limonadenparty? Das Rätsel klärte
sich schnell, als sie begannen, den Inhalt der Flaschen in
den Tank des Außenborders zu leeren. Benzin.
Der Pinacanauan ist stellenweise sehr seicht und fließt
über viele kleinere Stromschnellen. Als wir die ersten
passierten, verstanden wir dann auch, warum die Bootsleute
zu viert waren: einer saß hinten am Außenbordmotor, ein
zweiter bestimmte vorne die Richtung im flachen Wasser. Und
die restlichen beiden stakten das Boot mit langen Stangen
flussaufwärts, wenn die Kraft des Motors nicht ausreichte,
oder er in den Stromschnellen nicht eingesetzt werden
konnte. An besonders kritischen Stellen sprangen auch schon
mal drei Mann aus dem Boot und zerrten und zogen es
flussaufwärts. Nun verstand ich auch den Preis: die drei
Mann Begleitung waren bitter nötig.
Gelegentlich sahen wir Männer, die Kästen auf
dem Rücken trugen oder in einer Schüssel neben sich
herschwimmen ließen, mit komischen Stöcken in der Hand und einer Taucherbrille
sich langsam im Fluss bewegen. Elektrofischen, zwar
verboten, aber wer überprüft das hier schon.
Nach der Durchquerung der spektakulären Schlucht kamen
wir in ein weites Tal. Kleine Siedlungen und einzelne Häuser
waren gelegentlich am Ufer zu sehen. Männer und Kinder badeten und fingen Fische, Frauen wuschen
ihre Wäsche. Manche Häuser waren so idyllisch, als sei
hier die Zeit stehen geblieben. Schneeweiße, fast
storchengrosse Reiher saßen auf Bäumen oder am Ufer. Ein großer Waran, sicher fast
1,5 Meter lang, lag auf einem Felsen und sonnte sich.
Nach drei Stunden idyllischer Bootfahrt, unterbrochen
immer wieder von den spannenderen Stromschnellen kamen wir
in Lapit an. Fast alle Häuser sind dort noch im
traditionellen Stil aus Bambus erbaut und es fehlt auch jede
Infrastruktur, keine Restaurants oder Eateries, kein
Fernsehen, keine Kraftfahrzeuge, nur Büffel und Pferde Aber
immerhin: selbst hier gibt es eine Schule. Von hier aus ist
es nicht sehr weit bis in die höheren Berge der Sierra
Madre, und auch Urwald sieht man noch häufig.
Wir gingen ein wenig auf den Wegen um Lapit herum
spazieren, trafen unterwegs Kinder, sahen Frauen auf den
Feldern arbeiten und ein Ehepaar, dass sein Schwein zum Eber brachte.
Nach etwa einer Stunde ging es dann wieder den Fluss
hinunter.
Auf der Rückfahrt in das stimmungsvolle Nachmittagslicht
kamen wir an einem kleinen Stück Urwald vorbei, vor dem
sich ein Baumgerippe hochreckte. Etwa ein halbes Dutzend große,
weiße Reiher saßen darin.
Kurz vor der letzten großen Stromschnelle sahen wir noch
einmal ein Dorf, dessen Lage von der Gewalt des Hochwassers
in der Regenzeit zeugt: es hat die Uferböschung
bereits bis ins Dorf hinein abgetragen. So ist nur eine
Frage der Zeit, bis die nächsten Häuser in den Fluten
versinken werden.
Kurz vor der letzten großen Stromschnelle sahen wir noch
einmal ein Dorf, dessen Lage von der Gewalt des Hochwassers
in der Regenzeit zeugt: es hat die Uferböschung
bereits bis ins Dorf hinein abgetragen. So ist nur eine
Frage der Zeit, bis die nächsten Häuser in den Fluten
versinken werden.
Das passieren der Stromschnellen machte unheimlich Spaß - schließlich
fuhren wir diesmal mit der Strömung.
In Callao angekommen bekamen die
Bootsleute noch ein angemessenes Trinkgeld: das hatten sie
sich wirklich verdient. Für uns keine anstrengende Tour, aber eine
Fahrt, die man wegen der außergewöhnlichen
landschaftlichen Schönheit nicht auslassen sollte, wenn man
in der Gegend ist.
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